Smarte Kochstellen für Ostafrika

Wir unterstützen die Prototypenherstellung für ein nachhaltiges Entwicklungshilfekonzept von SEMINA

SEMINA, das sind Michael Keinrath und Simon Brockmeier aus Graz, die als Ingenieure seit 2018 bei Entwicklungshilfeprojekten in Ostafrika tätig sind. Dabei fiel ihnen auf, wie viel hier noch getan werden kann, insbesondere um den in großer Armut lebenden Familien bei ganz alltäglichen Abläufen Verbesserungen zu ermöglichen.

Beim Kochen Kohle erzeugen
Zum Beispiel beim Kochen: In Ostafrika wird zum größten Teil auf offenem Feuer gekocht. Unter den Überdachungen der Kochstellen sammelt sich Rauch im Raum, der einem kaum mehr atmen lässt. Laut WHO sind weltweit 3 Milliarden Menschen von solch häuslicher Luftverschmutzung betroffen, die beim Kochen über offenen Feuerstellen entsteht, und 3,8 Millionen Menschen sterben an den gesundheitlichen Folgen der Verschmutzung. Gleichzeitig müssen die Haushalte 30 % ihres Einkommens allein für Kochbrennstoff ausgeben. Es gibt zwar Lösungen für saubere Kochstellen, doch die Menschen, die diese Technologien am dringendsten benötigen, haben keinen Zugang oder können sie sich einfach nicht leisten.
Hier setzt das Konzept von SEMINA an: Keinrath und Brockmeier haben eine Kochstelle entwickelt, die nicht nur weniger Rauch produziert, sondern Benutzern auch ein Einkommen sichert: Ihr Ofen wird mit landwirtschaftlichen Abfällen und getrockneter Biomasse beheizt und erzeugt damit nicht nur Wärme zum Kochen, sondern wandelt die Abfälle gleichzeitig durch Pyrolyse in der Brennkammer in Kohle um. Aus 3 Kilogramm Biomasse wird so 1 Kilogramm Bio-Kohle.

Mit Prototypen aus Müllheim
Zur Herstellung erster Prototypen der Brennzelle für die SEMINA Öfen wurde das TechCenter bei Weil Technology herangezogen. Hier werden nun gerade die ersten 100 Brennkammern gefertigt. Weil Technology bringt das nötige Know-how in der Rohrfertigung mit. Hier können exakt die gewünschten Prototypen in der benötigten Stückzahl gefertigt werden.
Im TechCenter stehen die nötigen Maschinen. Andreas Graf und Wilfried Hörsch sind für die Musterfertigung zuständig: Zunächst werden die Bleche in der FLC per Laser geschnitten und teilweise gelocht, ebenso die Bodenringe. Anschließend gehen die Bleche zum Rundbiegen in die RMA und Längsnahtschweißen in den Flexmaster. Dann kommt der herausfordernde Teil: Die Bodenplatten müssen exakt ins Außenrohr eingesetzt und verschweißt werden, eh das Innenrohr ebenfalls genau passend eingesetzt und verschweißt wird. Diese herausfordernde Präzision schafft Wilfried Hörsch dank der patentierten Spanntechnologie im Flexmaster. Aber auch von den sauberen Laserschnittkanten sind Michael Keinrath und Simon Brockmeier beindruckt. Das sind genau die Teile, die sie sich wünschen.
Die Brennkammern werden nun im nächsten Schritt mit den Elektronikkomponenten für das Monitoring und Mobile Pay Entlohnungssystem in der Entwicklungsphase in Österreich zusammengebaut.
Die ersten 20 fertigen Prototypenöfen werden im September in Uganda an den Start gehen.

Für gutes Klima vor Ort und uns alle
Langfristig sollen die Öfen in mobilen Werkstätten in Afrika produziert werden. Hierfür baut SEMINA zusammen mit lokalen Projektpartnern derzeit ein Netzwerk auf, um fair bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen und lokale Arbeiter mit angewandten Metallbau-Schulungen zu unterstützen.
Genauso für die Finanzierung der Öfen: In der Anschaffung kostet ein Ofen 170 Euro – eine Summe, die ein Haushalt in Ostafrika meist nicht aufbringen kann. Daher bekommen die Nutzer die Öfen kostenfrei bereitgestellt. Durch den Verkauf der beim Kochen erzeugten Kohle zahlen sie den Ofen im ersten Jahr ab. Für die anschließend erzeugte Kohle vergütet SEMINA 2 Euro pro Kilo.
Die Kohle wird in den Haushalten gesammelt und in regelmäßigen Abständen von den Partnern des SEMINA-Netzwerks abgeholt und zu Bio-Kohle-Briketts weiterverarbeitet, die auf den lokalen Kohle-Märkten weiterverkauft werden. Diese Briketts aus landwirtschaftlichen Abfällen ersetzen Kohle, für die sonst ganze Landstriche innerhalb von Tagen abgeholzt werden. Die Vergütung der Erzeugerhaushalte erfolgt über die SEMINA-App und Mobile Money – das in Afrika gängige Zahlungssystem.
Zur weiteren Finanzierung des Projekts wird SEMINA zudem CO2-Kompensationszertfikate zum Verkauf anbieten, da die Öfen im Vergleich zu den herkömmlichen Brennstellen den CO2-Aussstoß deutlich vermindern: Die Smart-Control-Unit an den Öfen überwacht die CO2-Emissionen und sendet die gesammelten Informationen per Bluetooth an Smartphones, die die Daten auf den SEMINA Servern erfassen, um 100 % transparente CO2-Zertifikate zu generieren.

Mehr zum Projekt: Semina-Energy - We revolutionize the access to clean energy.


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